Doppelsicherung

Infoblatt: SICHERUNG des Hundes

Korrekte „Doppelsicherung“ im Freien
Sicherung in umzäunten Geländen
Gefahrenvermeidung bei Entlaufen

Liebe Adoptanten,
mit diesem Infoblatt möchten wir euch zunächst die korrekte doppelte Sicherung eures Hundes und deren Wichtigkeit näherbringen. Wir empfehlen unseren Adoptanten dringend, unabhängig davon, ob sie einen Welpen, Junghund, Oldie, einen ruhigen, fröhlichen, mutigen, schüchternen, ängstlichen, agilen oder gemütlichen Hund adoptieren, die doppelte Sicherung für mindestens die ersten 4 Wochen nach Ankunft im neuen Zuhause! Natürlich ist es vom Verhalten des Hundes abhängig, ob man die doppelte Sicherung auch länger nutzt, um dem Hund Sicherheit zu bieten. Hier muss man nach Bedarf, Bindung und Trainingsstand entscheiden. Zudem möchten wir auf die anfänglich notwendige Sicherung des Hundes in augenscheinlich hundesicher umzäunten Geländen wie Gärten oder Hundeplätzen etc. aufmerksam machen. Auch geben wir euch einen allerersten, knappen Überblick, wie im schlimmsten Falle, dem eines Entlaufens des Hundes, schnellstmöglich gehandelt werden muss, um hoffentlich weitere Gefahren abzuwenden und den Hund schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen.

Wozu dient nun die doppelte Sicherung?
Unsere Hunde kennen die meisten Sachen, die für uns im Alltag und in der Umgebung „normal“ sind, nicht und müssen sich erst an alle neuen Umweltreize und sozialen Strukturen gewöhnen. Beispielsweise tausende neue Geräusche und Gerüche, das Leben in geschlossenen Räumlichkeiten, wesentlich engerer Kontakt zu Menschen etc. Schon vermeintlich einfache Dinge, wie z.B. Treppen steigen, angeleint werden, Spazierengehen oder die Herausforderung, sich mit neuen tierischen Mitbewohnern zu arrangieren, beanspruchen die Psyche der Neuankömmlinge extrem. Sie bedeuten für die Hunde zunächst eine ungewohnte Reizüberflutung. Hierbei kann es zu Stresssituationen und Angstreaktionen beim Hund kommen. Man kann anfangs nie verlässlich einschätzen, welche Situation genau einen Hund dabei aus dem Konzept bringen kann und wie stark seine Reaktion ausfällt. Schon ein herabfallender Gegenstand kann unerwartet selbst bei dem fröhlichsten und neugierigsten Hund plötzliche eine Panikreaktionen hervorrufen. Ein Passant mit Hut oder Stock, ein Mensch mit Motorradhelm oder schweren Einkaufstüten, ein unerwartetes Klingeln, Rufen, Quietschen, eine vorbeiwehende Plastiktüte…

Viel zu schnell kann der Hund aus dem Geschirr oder dem Halsband schlüpfen. In sekundenschnelle kann er sich, einem Entfesselungskünstler gleich, befreien und blind lospreschen. Es ist ganz wichtig, dass man seine eigenen und vor allem die Fähigkeiten des Hundes anfangs nicht überschätzt. Auch wenn man schon schnell eine vertrauensvolle Bindung zum Hund aufbaut und sich dieser scheinbar sehr an einem orientiert, bei einem Schutz und Halt sucht oder schon wunderbar auf Abruf reagiert. Darauf, dass der Hund dies in einer für ihn extremen Situation auch abrufen kann und wird, darf man nicht vertrauen! Welche Situation genau und individuell für den Hund auf einmal „extrem“ sein kann, können wir Menschen in den ersten Wochen, in denen so vieles noch neu für den Hund ist, nicht vorausahnen. Insbesondere auch, da es keiner Logik oder einem „roten Faden“ folgen muss. Um die daraus resultierende Gefahr so gut es geht zu vermeiden, ist die doppelte Sicherung des Hundes im Freien so wichtig.

Zur Verdeutlichung haben wir folgendes Bild für euch erstellt:

– Die erste Sicherheit bietet das spezielle Sicherheitsgeschirr, welches unsere Hunde in der Regel bereits tragen, wenn sie an euch übergeben werden. Wie ihr seht, verfügt dieses im Vergleich zu normalen Geschirren über drei Gurte. Der erste Gurt wird um den Hals angelegt, der zweite umschließt den Brustkorb und der dritte schließt hinter dem Brustkorb ab. Aus solchen Geschirren ist es um ein Vielfaches schwieriger für den Hund, sich z.B. rückwärts herauszuwinden und zu entwischen. Am Sicherheitsgeschirr wird die Leine angebracht, über die zumeist die Führung des Hundes erfolgt. Gerade das am Geschirr führen bietet dem Hund im weiteren Verlauf des Lebens einen größeren Komfort und Schutz als ein Halsband, weil es den empfindlichsten Teil der Wirbelsäule, den Hals, vor Fremdeinwirkung schützt und somit Verspannungen und auch Schmerzen entgegenwirkt.

– Als zweite Sicherung dient die Retrieverleine oder ein gut sitzendes, ausreichend breites Halsband mit einer zusätzlichen Leine. Wir empfehlen, insbesondere zur Sicherung in der Anfangszeit und als Schutz bei unerwarteten Panikreaktionen, die Retrieverleine (auch Moxonleine genannt). Sie bietet ein integriertes Halsband, das individuell ganz genau auf den Halsumfang des Hundes angepasst werden kann. Sobald stärkerer Zug auf die Leine kommt, kann es sich wie eine Schlinge weiterzuziehen. Vor einem Entwischen des Hundes in einer Panikreaktion wird hiermit größtmöglicher Schutz geboten. Auch wenn dies zunächst etwas hart klingen mag, ist es trotzdem als Mittel angebracht. Zum einen ist diese Leine tierschutzrechtlich nur mit einem sog. Würgestopp erlaubt. Das heißt, es wird ein Stopp eingestellt, so dass sich das Halsband nicht unkontrolliert weit zuziehen und den Hund würgen kann. Zum anderen entsteht das Zuziehen nur bei einer Panikreaktion. Und hier gilt es abzuwägen, den Hund ggf. kurzfristig auch energischer zu sichern, damit nicht in der Folge größerer Schaden entsteht. Gerade bei einem Entlaufen in Panik ist die Gefahr groß, dass der Hund kopflos in den Straßenverkehr gerät oder sich so weit entfernt, dass, auch wenn er sich wieder beruhigt, ein Zurückfinden fast unmöglich für ihn ist. Unserer Meinung nach ist es absolut angebracht, ein solches Mittel als kurzfristige Einschränkung des Hundes anzuwenden, um dadurch die drohenden, viel schwerwiegenderen Gefahren, mit wahrscheinlich gravierenden Folgen für Leib und Leben des Hundes, abzuwenden.

Besonderheit: Eingezäunte Gelände
Wir empfehlen euch dringend, die Hunde zusätzlich zur Doppelsicherung im Freien, auch in umzäuntem Gelände wie beispielsweise Gärten oder Ausläufe in Parks etc. nicht komplett abzuleinen oder gar unbeaufsichtigt zu lassen in den ersten vier Wochen. Ein Sicherheitsgeschirr mit einer sogenannten Schleppleine, die es dem Hund ermöglicht, trotz Sicherung seinem Bewegungsdrang oder Spieltrieb nachzukommen, sollte hier immer verwendet werden. Manche Hunde sind wahre Kletterkünstler. Gerade in einer Paniksituation durch z.B. ein unvorhergesehenes lautes Geräusch, ein Flugzeug oder auch nur einen Vogel, kann ein Hund ungeahnte Fähigkeiten entwickeln, kopflos zu entlaufen. Auch unbeaufsichtigte Neugiernasen kommen mitunter auf die Idee, sich mal über Zäune oder Mauern hinweg aufzumachen in Nachbars Garten und die Gegend zu erkunden. Wie gut manche Hunde selbst an einfachen Gitterzäunen schnell mal auf zwei Meter Höhe geklettert sind erlebt man in Sheltern immer wieder, dass solltet ihr nicht unterschätzen.

Zur Veranschaulichung hier ein Bild von so einem neugierigen Freigeist:

Extra Tipp:
Als kleinen Tipp möchten wir noch mitgeben, dass es mittlerweile sehr gute GPS-Tacker gibt, die man den Hunden anlegen kann. Im. Falle eines Entlaufens bieten diese die Möglichkeit, den Hund schnellstmöglich wiederzufinden, wo ansonsten keine Chance bestünde, zu erraten, wohin der Hund gelaufen ist und wo man ihn wieder sichern kann. Gerade in der
Anfangszeit oder wenn die ersten Versuche ohne Leine(n) im Freilauf gewagt werden, bieten sie einen immensen zusätzlichen Schutz.

Wenn der schlimmste Fall eintritt:
Sollte es tatsächlich dazu kommen, dass ein Hund – wie auch immer – entläuft, gibt es nun ein paar ganz allgemeine Hinweise dazu, was man auf jeden Fall schnellstmöglich in die Wege leiten sollte. Genaueres dazu sowie Hilfestellung erhalten alle Adoptanten von uns sehr gerne! Bitte meldet euch umgehend bei uns!

Im Falle eines Entlaufens informiert bitte sofort:
– Tasso
– Polizei, Ordnungsamt, Feuerwehr
– Tierheime, Tierrettungen
– Förster
– Lokale Social Media Gruppen
– Lokale Radiosender
– Eure Vermittlerin oder das Vermittlungsteam!

Im Weiteren Verlauf möchten wir euch gerne bestmöglich zur Seite stehen, um den Hund zu sichern. Ob es um Meldungen bei den Behörden, großflächiges Flyern, hinzuziehen von Pet-Trailern incl. Futterstellen, Fährtensuche usw. geht, wir sind gerne für euch da!

Fazit:
Wir bitten euch, im Falle einer Adoption eines unserer Hunde, diese Regelungen zu akzeptieren und euch damit einverstanden zu erklären, die Doppelsicherung mindestens die ersten vier Wochen nach Ankunft zu gewährleisten, sobald der Hund sich außerhalb eines absolut hundesicher umzäunten Geländes befindet. Auch um die Bereitschaft zur anderweitig beschriebene Sicherung im Freien möchten wir euch bitten. Dies mag im ersten Moment streng klingen, aber die Bereitschaft, diese Regel zu befolgen ist sehr wichtig für uns.

Die langjährige Erfahrung mit Hunden, insbesondere ehemaligen Straßenhunden aus dem Ausland, hat uns gezeigt, dass selbst die erfahrensten und einfühlsamsten Hundebesitzer trotz allem gerade in den ersten Monaten nicht davor gefeit sind, unerwartete Überraschungen mit ihren Hunden zu erleben. Daher hoffen wir auf euer Verständnis und die Bereitschaft, diesen Aufwand in Kauf zu nehmen, damit wir unsere Schützlinge guten Gewissens in eure Hände geben können.

Vielen Dank
Euer Vermittlungsteam Einfach Tierschutz e.V.